Bioveganer Landbau

Der Begriff «vegan» in Zusammenhang mit dem Boden zu bringen, ist sicher ungewöhnlich. Die zentrale Frage, die aber die Landwirtschaft umtreibt, ist, wie geschieht Bodenaufbau? Immer öfters wird zu diesem Thema die «regenerative Landwirtschaft» angeführt, die sich zentral mit der Bodenfruchtbarkeit auseinandersetzt.

Wie sieht es dann im Biolandbau mit der Humusdecke und damit mit der Fruchtbarkeit aus? Fakt ist, dass vor allem auch beim bioorganischen Landbau meistens Boden abgebaut wird. Beim biodynamischen Landbau sieht es etwas besser aus. Bei dieser Anbaumethode wird zumindest der Humus eher erhalten. Ist es möglich, ohne tierischen Dung einen Boden fruchtbar zu erhalten?

Damit Getreide, Obstbäume und Gemüsepflanzen gut gedeihen, müssen sie mit Nährstoffen wie Stickstoff, Kalium und Phosphor versorgt sein. Das geht mit synthetisch hergestellten Düngern, die im Biolandbau allerdings verboten sind. Eine andere Möglichkeit sind tierische Exkremente wie Gülle oder Mist. Sie fallen massenweise in der Tierhaltung an und sind gute Nährstofflieferanten.

Zu den tierischen Düngern zählen auch Abfälle aus der Schlachtindustrie. Hornspäne und zermahlene Rinderhörner, Rinderhufe und Schweineklauen. Aber auch Blutmehl und getrocknete Tierhaare, die zu Pellets gepresst wurden, werden auf Obstplantagen und Gemüsefeldern eingesetzt. Auch viele BiolandwirtInnen düngen auf diese Weise. Das heisst, dass Bio-Obst und Bio-Gemüse auch mit Hilfe von Schlachtabfällen aus der konventionellen Massentierhaltung wachsen. Einige Biolandwirtinnen und AgrarexpertInnenen sehen das kritisch: Weil nur etwa 10 Prozent der Biolandwirte auch Tiere halten, reichen ihre Exkremente, Hörner und Klauen nicht aus, um auch die restlichen 90 Prozent Biobetriebe damit zu versorgen.

Pflanzliche Dünger

Pflanzliche Düngeralternativen sind etwa getrocknete Algen, Pellets aus Kartoffelschalen, Trester aus Biobrauereien, Kleegraspellets oder Vinasse – eine Art Melasse aus der Zuckerindustrie. Oder die Saat von Kleegras zwischen den Baumreihen. Das Kleegras als ein Beispiel bindet den Stickstoff aus der Luft und reichert ihn im Boden an. Pflanzliche Düngung ist grundsätzlich machbar, nicht nur im Obst- und Gemüseanbau, sondern auch im Getreideanbau, sagt die Agrarexpertin Sabine Zikeli. Sie leitet das Zentrum für Ökologischen Landbau der agrarwissenschaftlichen Universität Hohenheim. Mit ihrem Team testet sie, welche pflanzlichen Dünger sich für welche Kultur am besten eignen. Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen hat der Flüssigdünger Vinasse bislang am besten abgeschnitten. Er setzt den Stickstoff besonders gut und schnell frei, fanden die Hohenheimer WissenschaftlerInnen heraus. Als weiteres Ergebnis ihrer Forschung sieht Sabine Zikeli, dass die pflanzliche Düngung auf lange Sicht die Tierhaltung und die gesamte Landwirtschaft verändern kann. «Wir müssen den Tierbesatz reduzieren», sagt sie. Für diese Art der Landwirtschaft bräuchte es zumindest im Anbau der Lebensmittel keine Tierhaltung mehr.

Veganer Ökolandbau und menschliche Dünger

Biozyklisch-vegan nennt sich dieser Anbau. Erste Beispiele dieser Wirtschaftsweise gibt es in allen Betriebsgrößen, sagt Anja Bonzheim, Koordinatorin des Projektes Veganer Ökolandbau. «Die Betriebsformen reichen von kleinbäuerlichen Familienbetrieben in Griechenland, mittelgroßen Betrieben in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden bis hin zu großflächigen Ackerbaubetrieben mit bis zu 800 Hektar Fläche in Österreich und Ungarn.» Was im Obstbau gut funktioniert, ist beim Gemüse- und Getreideanbau aufwendiger, weil hier größere Nährstoffmengen nötig sind. Wenn alle Biobetriebe biovegan anbauen würden, stellt sich allerdings die Frage, woher die pflanzlichen Nährstoffe letztlich kommen sollen. Bei Stickstoff ist es unproblematisch, er stammt aus der Luft und kann mit Hilfe von Pflanzen gebunden werden. Schwieriger ist es bei Stoffen, die aus dem Boden stammen, etwa bei Phosphat und Kalium. Wenn die Lebensmittel geerntet, verkauft und gegessen sind, fehlen diese Nährstoffe im Acker und müssen wieder zugeführt werden. Um den Kreislauf zu schließen, müssten die organischen Abfälle der Haushalte oder der Lebensmittelindustrie wieder auf die Felder gelangen.

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