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Zukunft der Biobranche

Die Biobranche nach Jahren des zweistelligen Wachstums in der Krise? Kaufen die Menschen in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit der hohen Inflation doch wieder vermehrt billig und konventionell ein? Ist dies eine Chance, die landwirtschaftlich, biologische Gesinnung klarer von der konventionellen Masse abzugrenzen und auch die Zukunft der bioveganen Ernährung weg von der industriellen Verarbeitung zu bringen? Zudem geben viele Konsument:innen den Regional- gegenüber den Bioprodukten den Vorrang. Und genau da liegt eine weitere Chance, Bio und Regional zusammenzubringen.

Probleme und Trends der Biolandwirtschaft:

Eine er führenden Trendforscherinnen im Deutschsprachigem Raum ist die Österreicherin Hanni Rützler.

Jahrzehntelang hat Bio die Debatte zur Lebensmittelqualität angeführt und war damit ein bedeutender Innovator im gesamten Food-Sektor. Biologischer Landbau, biologische Viehzucht und nach Bio-Massgaben erzeugte Lebensmittel schienen bislang die richtigen Lösungen für die Probleme der Zeit zu sein. In den letzten Jahren haben sich die Prioritäten beim bewussten Konsum allerdings tendenziell verschoben. Es gibt Kriterien, die heute vielen noch wichtiger erscheinen als die biologische Erzeugung.

Aus einer Nische heraus haben Bio-Produkte weltweit Erfolgsgeschichte geschrieben. In Europa bahnten sie sich ihren Weg aus den kleinen Natur- und Reformkostläden bis in die großen Supermärkte. Umwelt- und Klimaschutz, Ökologie und Tierwohl sind zu gesellschaftlich bedeutsamen Themen geworden. Und auch wenn der Anteil an biologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen und an biologischen Lebensmitteln weiterhin vergleichsweise gering ist: Im Bewusstsein der meisten Menschen hat Bio einen hohen Stellenwert.

Es gibt aber Kriterien, die heute vielen noch wichtiger erscheinen als die biologische Erzeugung. Sie lauten: natürlich, vegan oder vegetarisch, regional, nachhaltig. Und nun erwächst Bio auch noch Konkurrenz im eigenen Hause – in Form der regenerativen Landwirtschaft, für die es «noch» kein Zertifikat wie bei Bio gibt. Immer mehr Produzent:innen fühlen sich von den grossen Biolabels sowieso nicht mehr so gut politisch vertreten. Zudem wächst der bürokratische Aufwand langsam ins Unermessliche, Aufwände, die nicht über den Handelspreis abgewickelt werden können. In der Schweiz treten einige Landwirt:innen aus den bekannten Labels aus und verstehen sich immer mehr als selbstkontrollierende Land-Hirt:innen. Dazu gibt es bereits ein Verein als neue Heimat dieser Gesinnung. Bioetico wurde als Hafen dieser eigenverantwortlichen Landwirt:innen gegründet, Menschen die eine tiefe Überzeugung für eine biologische ganzheitliche Wirtschaftsweise mitbringen. Bio also nicht zu einem reinen Marketingzweck betrieben wird.

Kritik an die privaten Labels wie BioSuisse:

Die exorbitanten Ausgaben dieser privaten Organisation sowie die Abhängigkeit von Coop stösst immer mehr auf Unbehagen. Bio Suisse nahm im 2022, laut geheimer Jahresrechnung, die dem K-Tipp vorliegt, 22,6 Millionen Franken ein. K-Tipp hat folgende Informationen erhoben und veröffentlicht.

Bio Suisse hat im Jahre 2022 mit der Vergabe der Knospe, Lizenzgebühren in der Höhe von 13,8 Millionen Franken erhoben. 1,6 Millionen Franken nahm Bio Suisse an Bundessubventionen für Absatzförderung ein. Weitere 2,4 Millionen Franken sind Mitgliederbeiträge, also Beiträge der Bio-Landwirt:innen. Die restlichen Einnahmen bestanden unter anderem aus Spenden sowie Strafgebühren von Verarbeitungsbetrieben und Importeuren.

Die Ausgabenseite steht aber viel mehr unter harscher Kritik. Der Verband beschäftigt 93 Angestellte. In der Geschäftsleitung nehmen 6 Mitglieder ihren Platz ein die alle zwischen 150’000 und 180’000 Fr. Jahresgehalt beziehen. Der vorsitzende Geschäftsführer kassiert jährlich 200’000 Fr. ab. Doch weitaus der grösste Teil der Ausgaben gehen zu Lasten der Verkaufsförderung und Werbung. Ganze 4.89 Mio. Fr. Doch was immer mehr zu einem Imageproblem wird ist, dass von den rund 14 Mio. Fr. Einnahmen, die vom K-Tipp angeführte Tatsache darstellt, dass ca. 7 bis 10. Mio. Fr. über die Lizenzgebühren von COOP und seinen Lieferanten erwirtschaftet wird. Die Frage nach der Unabhängigkeit von BioSuisse drängt sich hier gerade zu auf.

Kriterium Ernährungssicherheit:

Das Konzept setzt die persönliche Gesundheit eng mit der planetaren Gesundheit in Beziehung. Dem Konzept „Bio“ macht es damit massiv Konkurrenz. Einige Ziele werden von beiden Konzepten verfolgt, sodass sie sich durchaus ergänzen können: Stichwort Biodiversität oder Bodenregeneration. Im Rahmen der «Planetary Health Diet» spielt jedoch die globale Ernährungssicherheit eine deutlich größere Rolle.

Bio oder/und regional:

Dass Konsument:innen nicht klar unterscheiden zwischen biologischen und natürlichen Lebensmitteln und dass zudem die regionale Lebensmittelproduktion mitunter die biologische in ihrer Wertschätzung aussticht, hat sich schon vor 10 Jahren in den massgebenden Trend- und Potenzialanalyse für die Bio-Zukunft abgezeichnet. Was konkret unter dem Begriff „regional“ verstanden wird, ist dabei allerdings sehr heterogen. Hier liegt genau eine der Potentiale, was der Kanton Aargau erkannt hat und im kantonalen Aktionsplan diese zwei Felder möglichst deckungsgleich bringen will.

Der Erfolg der Bio-Produkte, dass allgemein gewachsene Nachhaltigkeits-Bewusstsein sowie die heute überall spürbaren Folgen des Klimawandels haben auch konventionelle Produzenten unter Druck gesetzt, ihre Produktionsmethoden anzupassen. Die Klimakrise, ist nun endgültig im Bewusstsein aller Menschen angekommen – unabhängig davon, wie man jeweils dazu steht. Die industrielle Landwirtschaft, die ausgeräumten Landschaften und der Bodenverlust sowie der damit einhergehende veränderte Wasserhaushalt, haben zwar einen hohen Anteil an diesen Veränderungen zu verzeichnen. Was viele aber nicht wissen ist die Tatsache, dass die Bauindustrie und das Militär die Spitzenplätze der Klimasünderliste anführen. Denn die monokausale Abhängigkeit der CO2- und Temperatursteigerung wie sie uns verkauft wird, stimmt bewiesenermassen nicht.

Tierisch- oder pflanzlich basierte Zukunft:

Die Progagandist:innen machen nun aber auch besonders die Kuh zum Klimakiller, was schlichtweg  ebenso wenig stimmt. Unsere Ansicht ist, dass Tiere eine wichtige Rolle im landwirtschaftlichen Produktionsprozess und Kreislaufsystem spielen. Es gibt Grünlandflächen in voralpinen und alpinen Zonen, die nur über Tierhaltung verwertbar sind und diese zudem die Landschaften offenhalten und damit die Artenvielfalt sicherstellen. Die Menschen sollen weniger, aber dafür qualitativ hochwertiges Fleisch essen, tierische Produkte bewusster konsumieren. Viele tendieren in Richtung Teilzeit-vegetarier:innen und veganer:innen. Und der Vegantrend oder vielmehr die pflanzliche Ernährung ganz allgemein, sollte die Biobranche sich zu eigen machen.

Einige in der Bio-Branche sind jedoch gegen pflanzenbasierte Nahrung, insbesondere industriell hergestellte Ersatzprodukte, die als unnatürlich angesehen und daher abgelehnt werden. Trotz vorhandener veganer Alternativprodukte in Bio-Qualität dominieren konventionelle Produkte in den Supermärkten.

Aber wenn wir Bio und pflanzlich nicht zusammendenken, wird sich die Vegan-Branche in eine Richtung bewegen, in der wir sie nicht haben wollen. Mit Kunstfleisch fördern wir wieder eine Monopolbildung an der falschen Stelle. Anstatt die Wende über eine andere Ernährungsumgebung und Erziehung zu schaffen, versuchen wir, sie mit einer Technologisierung hinzubekommen – ohne zu wissen, wo das ernährungsphysiologisch hinführt. Schon der Trend zu immer mehr Convenience hat uns gesundheitlich an unsere Grenzen gebracht. Wir sind überzeugt, dass Kunstfleisch ein Riesenfehler für die Menschheit ist.

Laborfleisch hat in der Bio-Branche nichts verloren! Zum einen wissen wir nichts über seine Langzeitwirkung, andererseits befördert es Großstrukturen und Abhängigkeiten, die wir vermeiden wollen. Ähnlich wie beim Thema neue Gentechnik gilt es auch hier, die Gefahren offenzulegen. Es geht dabei nicht um Menschenwohl, sondern um die Macht von Konzernen.

Auch die Preispolitik der Konzerne und Grossverteiler ist für die Produzent:innen ein unakzeptables Problem. Hochschulökonomen wie Matthias Binswanger haben festgestellt, dass im Labelvergleich, insbesondere bei Bio im Vergleich zu konventionell, am wenigsten Geld bei den Landwirt:innen hängen bleibt. Heisst konkret, dass konsequenterweise Bio nicht im Grossverteiler gekauft werden darf.

Bioveganer Landbau

Der Begriff «vegan» in Zusammenhang mit dem Boden zu bringen, ist sicher ungewöhnlich. Die zentrale Frage, die aber die Landwirtschaft umtreibt, ist, wie geschieht Bodenaufbau? Immer öfters wird zu diesem Thema die «regenerative Landwirtschaft» angeführt, die sich zentral mit der Bodenfruchtbarkeit auseinandersetzt.

Wie sieht es dann im Biolandbau mit der Humusdecke und damit mit der Fruchtbarkeit aus? Fakt ist, dass vor allem auch beim bioorganischen Landbau meistens Boden abgebaut wird. Beim biodynamischen Landbau sieht es etwas besser aus. Bei dieser Anbaumethode wird zumindest der Humus eher erhalten. Ist es möglich, ohne tierischen Dung einen Boden fruchtbar zu erhalten?

Damit Getreide, Obstbäume und Gemüsepflanzen gut gedeihen, müssen sie mit Nährstoffen wie Stickstoff, Kalium und Phosphor versorgt sein. Das geht mit synthetisch hergestellten Düngern, die im Biolandbau allerdings verboten sind. Eine andere Möglichkeit sind tierische Exkremente wie Gülle oder Mist. Sie fallen massenweise in der Tierhaltung an und sind gute Nährstofflieferanten.

Zu den tierischen Düngern zählen auch Abfälle aus der Schlachtindustrie. Hornspäne und zermahlene Rinderhörner, Rinderhufe und Schweineklauen. Aber auch Blutmehl und getrocknete Tierhaare, die zu Pellets gepresst wurden, werden auf Obstplantagen und Gemüsefeldern eingesetzt. Auch viele BiolandwirtInnen düngen auf diese Weise. Das heisst, dass Bio-Obst und Bio-Gemüse auch mit Hilfe von Schlachtabfällen aus der konventionellen Massentierhaltung wachsen. Einige Biolandwirtinnen und AgrarexpertInnenen sehen das kritisch: Weil nur etwa 10 Prozent der Biolandwirte auch Tiere halten, reichen ihre Exkremente, Hörner und Klauen nicht aus, um auch die restlichen 90 Prozent Biobetriebe damit zu versorgen.

Pflanzliche Dünger

Pflanzliche Düngeralternativen sind etwa getrocknete Algen, Pellets aus Kartoffelschalen, Trester aus Biobrauereien, Kleegraspellets oder Vinasse – eine Art Melasse aus der Zuckerindustrie. Oder die Saat von Kleegras zwischen den Baumreihen. Das Kleegras als ein Beispiel bindet den Stickstoff aus der Luft und reichert ihn im Boden an. Pflanzliche Düngung ist grundsätzlich machbar, nicht nur im Obst- und Gemüseanbau, sondern auch im Getreideanbau, sagt die Agrarexpertin Sabine Zikeli. Sie leitet das Zentrum für Ökologischen Landbau der agrarwissenschaftlichen Universität Hohenheim. Mit ihrem Team testet sie, welche pflanzlichen Dünger sich für welche Kultur am besten eignen. Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen hat der Flüssigdünger Vinasse bislang am besten abgeschnitten. Er setzt den Stickstoff besonders gut und schnell frei, fanden die Hohenheimer WissenschaftlerInnen heraus. Als weiteres Ergebnis ihrer Forschung sieht Sabine Zikeli, dass die pflanzliche Düngung auf lange Sicht die Tierhaltung und die gesamte Landwirtschaft verändern kann. «Wir müssen den Tierbesatz reduzieren», sagt sie. Für diese Art der Landwirtschaft bräuchte es zumindest im Anbau der Lebensmittel keine Tierhaltung mehr.

Veganer Ökolandbau und menschliche Dünger

Biozyklisch-vegan nennt sich dieser Anbau. Erste Beispiele dieser Wirtschaftsweise gibt es in allen Betriebsgrößen, sagt Anja Bonzheim, Koordinatorin des Projektes Veganer Ökolandbau. «Die Betriebsformen reichen von kleinbäuerlichen Familienbetrieben in Griechenland, mittelgroßen Betrieben in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden bis hin zu großflächigen Ackerbaubetrieben mit bis zu 800 Hektar Fläche in Österreich und Ungarn.» Was im Obstbau gut funktioniert, ist beim Gemüse- und Getreideanbau aufwendiger, weil hier größere Nährstoffmengen nötig sind. Wenn alle Biobetriebe biovegan anbauen würden, stellt sich allerdings die Frage, woher die pflanzlichen Nährstoffe letztlich kommen sollen. Bei Stickstoff ist es unproblematisch, er stammt aus der Luft und kann mit Hilfe von Pflanzen gebunden werden. Schwieriger ist es bei Stoffen, die aus dem Boden stammen, etwa bei Phosphat und Kalium. Wenn die Lebensmittel geerntet, verkauft und gegessen sind, fehlen diese Nährstoffe im Acker und müssen wieder zugeführt werden. Um den Kreislauf zu schließen, müssten die organischen Abfälle der Haushalte oder der Lebensmittelindustrie wieder auf die Felder gelangen.

Enthalten Produkte aus dem BioLaden in Zukunft Insekten?

Seit dem 03.01.2023 gibt es eine neue EU-Verordnung wonach z.B. die Hausgrille als Lebensmittel resp. Bestandteil von Lebensmitteln zugelassen wird (gefroren, getrocknet oder als Pulver). Diese Tatsache hat bei einigen bewussten Konsumente hohe Wellen geschlagen. So habe ich mich etwas schlau gemacht und fasse hier ein paar Fakten zu diesem Thema zusammen:

Deklarationspflicht
Der Name der Art muss auf der Zutatenliste erwähnt werden.
Also z.B. Acheta domesticus (Hausgrille), Tenebrio molitor (Larve des Mehlkäfers / Mehlwurm), Locusta migratoria (europäische Wanderheuschrecke).

Zulassung in der Schweiz bereits seit dem 1.5.2017
Die drei obererwähnten Insektenarten sind übrigens in der Schweiz (als erstes europäisches Land) bereits seit dem 01. Mai 2017 als Lebensmittel zugelassen.

So bietet Coop bereits seit einiger Zeit essbare Insekten resp. entsprechende Produkte des Zürcher Start-Ups „essento“ an.

Einsatz in verarbeiteten Lebensmittelnoder als Spezialitäten
Die Insekten kommen vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln zum Einsatz, also allenfalls Brot, Teigwaren, Suppen, Pizza, Kartoffelerzeugnissen, Fleischzubereitungen, Snacks, Schokoladenerzeugnissen und bierähnliche Getränken.
Ein weiteres Segment sind Spezialitäten aus Insekten (in der Schweiz z.B. von „essento“ oder „Entomos“/Gourmet Bugs). Diese werden aber natürlich entsprechend beworben.

Fazit
Wer sich mit frischen, saisonalen, möglichst unverarbeiteten Produkten aus dem BioLaden ernährt, muss keine Angst haben – aus Versehen – Insekten oder Teile davon zu verzehren.
Wer will, kann das natürlich – freiwillig – tun…

Aber bei uns im BioLaden PudelWohl kein Thema.

Mit pudelwohlen Grüssen
Katja